Wenn das Absurde zur Normalität wird

Die DBG-Theater-AG führte „Das Tierreich“ von Nolte Decar auf

Macht das Leben in unserer Welt Sinn? Diese Frage stellte sich die Mittelstufen-Theater-AG des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) in ihrer neusten Inszenierung. Zur Aufführung kam das absurde Theaterstück „Das Tierreich“ von Jakob Nolte und Michel Decar, die damit 2013 den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin und eine Einladung zum Autorenwettbewerb des Heidelberger Stückemarkts 2014 erhalten hatten. Nolte Decar, wie sich das Autorenduo nennt, thematisieren anhand temporeicher Einzelszenen die pubertären Abgründe von 21 Teenagern, die Verrücktes und Alltägliches miteinander teilen.

Unter der Regie der DBG-Lehrerinnen Birgit Hatzfeld und Ulrike Höschel liefen die 14 Acht- und Neuntklässler der Theater-AG an zwei Abenden in der voll besetzten Aula des DBG zur Höchstform auf und versetzten die Zuschauer in eine Welt, in der Absurdes kaum noch vom Realen zu unterscheiden ist.

Am „Hindenburg-Gymnasium“ im fiktiven Bad Mersburg beginnen die Sommerferien und die vom Schulzwang befreiten „Pubertiere“ erleben in diesen sechs Wochen den „ganz normalen Wahnsinn“ eines schulfreien Alltags: erste Liebe, Streitigkeiten, Ferienjobs, Proben der Schülerband und Treffen der Schulumbenennungs-AG.

Ganz allmählich gleitet das Stück von scheinbar alltäglichen Szenen ins Surreale über, die schnellen Dialoge in Jugendsprache werden immer sinnfreier, bis als Gipfel der Absurdität ein Leopard II-Panzer aus einem Transportflugzeug auf die Schule fällt. Beinahe normal erscheint es dann fast, dass im Fortlauf des Stückes eine Schülerin ein Bein bei einem Autounfall verliert, weil ihr Freund am Steuer eingeschlafen ist.

Umrahmt wurde die groteske und mit viel schwarzem Humor angereicherte Handlung durch eine Eröffnungs- und Schlussszene, in der die Teenager – im Stück „Tierager“ genannt – in Tierverkleidung Plakate hochhielten, auf denen sie gegen das Artensterben oder gegen die Abholzung des Regenwalds protestierten. Währenddessen skandierten die jungen Darsteller immer lauter die Quintessenz des Stücks: „Es macht alles keinen Sinn“.

Das verrückte Tierreich der jugendlichen „Pubertiere“ ist also nur ein Spiegel der Weltpolitik, in der es genauso irrational zugeht, indem die Natur als Lebensgrundlage der Menschen zerstört wird. Das Absurde wird schließlich zur Normalität. – Eine fantastische Leistung der DBG-Theater-AG, die das begeisterte Publikum mit ihrem Stück zum Nachdenken über die Sinnhaftigkeit des Daseins brachte.

Text: Uta Fink

Foto: Andreas Steckbauer