Ein Kellerhals unter der Bank, grüne „Ks“ auf dem Gebälk des Dachstuhls und zwei Dachfenster zum Süden – wie ein kreatives Architektenpaar einem alten Haus ein zweites Leben verlieh.

Leistungskurs Kunst (KS1) am 27.02. auf Architekturbetrachtung im privaten Haus der Architektin Sabine Schöchlin

Die Frage – Können wir es uns noch erlauben, noch mehr wertvolle Erdfläche mit neuen Einfamilienhäusern zu versiegeln? – ist aktueller denn je. Sabine Schöchlin (Eichinger+Schöchlin Architekten) und ihr Mann (ebenfalls ein Architekt) wissen ja, dass alte Gemäuer beständig sind und wunderbar weiter „genutzt“ werden können. Man müsse sie nur etwas modernisieren, mit der technischen Entwicklung der Zeit anreichern und an die Bedürfnisse der jeweiligen Besitzer anpassen. Ihr Wunsch war es, in einem Haus mit „Geschichte und Vergangenheit“ zu leben und genügend Wohnfläche und gut belichtete Räume zu haben. Natürlich spielte auch der Standort Heidelberg eine Rolle. Ende der 90er Jahre erwarben sie ein über hundert Jahre altes Haus, das lange niemand haben wollte. Die Ausrichtung nach Norden – was bedeutet, dass kaum Sonnenlicht ins Haus eindringen kann – schreckte vor ihnen die potentiellen Käufer ab.

Den für die Übernahme des Hauses entscheidenden „Klick“ machte es beim Architektenpaar, als es auf folgende Ideen kam: Den Dachboden vollständig entfernen und somit dem Wohnraum eine wirkungsvolle Höhe geben (im Treppenbereich ist die Höhe ca. 10 Meter), dann auf der Südseite im Dach zwei Fenster anbringen, damit von hier das zusätzliche Licht schräg in das Wohnzimmer einfallen kann. „Und der Plan ging auf!“ Entstanden sind moderne, gut ausgeleuchtete, hell und freundlich und vor allem nicht eng wirkende Räume. Bei den Bauarbeiten stellte sich noch überraschend heraus, dass die alte, sich in der „guten Stube“ im EG befindende Kommode eine für sie unübliche Funktion erfüllte: sie verdeckte einen in den Raum ragenden Kellerhals. Dieser lässt sich bekanntlich nicht einfach wegzaubern, ohne den Zugang zum Gewölbekeller zu verschließen. Die alte Kommode musste dafür einer maßangefertigten Bank weichen. Auf dem frei gelegten Gebälk des Dachstuhls im Wohnzimmer findet man an mehreren Stellen den Buchstaben „K“. Sabine Schöchlin meinte dazu: „Der Nachname der Vorbesitzer begann mit einem „K“. Bewusst ließen wir die Markierungen stehen. So sind die ehemaligen Besitzer präsent. Das war doch ihr Haus, in dem wir jetzt wohnen dürfen und das – die Geschichte unseres Hauses – wissen wir zu schätzen.“ Ansonsten faszinierten uns vor allem die schönen Böden (Dielenboden und Sichtestrich), die selbstentworfenen Faltläden mit Stahlrahmen und Holzlamellen, die maßgefertigten Möbelstücke und die Treppen aus Metall. Die gelungene, bis ins kleinste Detail durchdachte „Verwandlung“ des Hauses wurde zweifach mit Architekturpreisen ausgezeichnet. Für die Schüler:innen des Kunst-Leistungskurses waren sowohl die bildliche Darbietung des Umbaus wie auch die anschließende Begehung des Objekts äußerst spannend, informativ und im Hinblick auf den eigenständigen Entwurf eines Architekturmodells für den trinationalen Wettbewerb „Oscar“ inspirierend!

Text und Fotos: Svetlana Magenheim-Gegg